16. Zürcher Gerontologietag 2015: Gerontologie: Akademische Disziplin oder Bausteinlager für die Praxis?

Ein Symposium des Zentrums für Gerontologie (ZfG) und des Universitären Forschungsschwerpunktes «Dynamik Gesunden Alterns» der Universität Zürich
Donnerstag, 3. September 2015, 13:30 – ca. 18:00 Uhr
Ort: Universität Zürich Irchel, Aula Y21-F-65, Theatersaal,
Winterthurerstrasse 190, 8057 Zürich
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Thema
Die Gerontologie hat sich bisher kaum als eigenständige akademische Disziplin etablieren können. Zwar hat sie viele Einzelbefunde und normative Vorstellungen darüber hervorgebracht, was gutes Altern bedeute. Es fehlen aber eine umfassende Theorie und zugehörige Methoden, die schlüssige Vorhersagen und prüfbare Hypothesen zulassen. Könnte sich daran in Zukunft etwas ändern?
Die Meinungen gehen auseinander, ob die Theoriearmut der Gerontologie als Vor- oder als Nachteil anzurechnen sei. Für die Praxis kann es ausreichen, wenn bestimmte Fragestellungen – statt mit einem Allgemeingültigkeitsanspruch – für bestimmte Gruppen älterer Menschen untersucht werden, mit 'Best Practice'-Empfehlungen als Ergebnis. Die 'reinen' Wissenschaften fordern in der Regel mehr, nämlich Theorien und empirische Belege für allgemeingültige Aussagen.
Nicht nur in der Gerontologie, auch in der Medizin und in den Human- und Sozialwissenschaften hat sich der Anspruch auf Allgemeingültigkeit wissenschaftlicher Aussagen zu vielen Fragen als Utopie herausgestellt. Verallgemeinerungen auf alle alten Menschen führen häufig zu unangemessenen Urteilen und Interventionen.
Eine Wissenschaft, die auf personenbezogene Bedingungen und Veränderungen fokussiert, erfordert eine grosse Fülle und fortlaufende Erhebung individueller Daten, die sinnvoll integriert und interpretiert werden müssen. Herkömmliche statistische Verfahren mit grossen Personenstichproben genügen den Anforderungen dafür nicht. Könnte ein individualisierter Ansatz, wo eine grosse Anzahl von Personen durch eine grosse Anzahl von Messgrössen und Messzeitpunkten ersetzt werden, ein Modell für die Gerontologie sein?
Die Erhebung grosser Datenmengen erfordert die aktive Mitwirkung der untersuchten Personen. Gerontologie ist heute bereits weitestgehend eine Veränderungs- und Interventionswissenschaft, die ältere Menschen nicht nur als Datenlieferanten, sondern als Partner versteht; sie ist daher von ihrem Selbstverständnis her gefordert, den Trend zur Individualisierung federführend voranzutreiben – auch und gerade im Interesse der individuellen Lebensqualität(en) im Alter(n).
Die wissenschaftliche Gerontologie kann eine reine Hilfswissenschaft der Praxis – mit immer begrenzter Aussagekraft – bleiben, oder sie kann ihre Voraussetzungen, nämlich die Nähe zur Praxis und zu den untersuchten Menschen sowie die Orientierung an Veränderungsprozessen, zum Ausgangspunkt eines neuen dynamischen und systemischen Wissenschaftsverständnisses machen, das auch für andere Gebiete Ausstrahlungskraft besitzt.
Welche Konsequenzen ergeben sich daraus? Hat die Praxis ein Interesse an einer tieferen Verankerung der Gerontologie? Was kann sie dazu beitragen, und was kann sie im Gegenzug dafür erwarten? Wie können die 'Untersuchungsobjekte' zu mittragenden Subjekten werden? Welche Strukturen sind an der Universität zu verankern? Soll die Gerontologie zum separaten Fach mit eigenem Studiengang werden, oder eben gerade nicht? Vertreterinnen und Vertreter der gerontologischen Praxis, von Organisationen älterer Menschen und der akademischen Wissenschaft tauschen dazu ihre Überlegungen und Empfehlungen aus.
Die Tagung wird abgeschlossen mit der Verleihung des renommierten Vontobel-Preises der Universität Zürich für Alter(n)sforschung.
Zielpublikum:
VertreterInnen von Wissenschaft, Wissenschafts- und Gesundheitspolitik, Medien,
Gemeinwesen, Fachleute und Führungskräfte in Profit- und
Non-Profit-Organisationen mit Bezug zum Alter(n), ExpertInnen des (eigenen)
Alterns, Studierende und Lehrende in gerontologienahen Fächern und alle
weiteren Interessierten.
Programm
ab 13:00 | Eintreffen (Empfang, Registration, Begrüssungskaffee) |
13:30 | Begrüssung und Einführung |
13:40 | Symposium zur Gerontologie:
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ca.15:30 | Pause |
16:00 | Podiumsgespräch Diskussion der Referierenden untereinander und mit dem Publikum.Moderation: Martin Meyer |
17:20 |
Verleihung des Vontobel-Preises für Alter(n)sforschung Moderation: Mike Martin
sowie musikalischer Umrahmung:
|
anschl. | Apéro riche |
Mitwirkende
- Dr. phil. Stefanie Becker, Präsidentin Schweizerische Gesellschaft für Gerontologie (SGG SSG)
- Dr. med. Gabriela Bieri-Brüning, Ärztliche Direktorin Pflegezentren, Chefärztin Geriatrischer Dienst der Stadt Zürich
- Prof. Dr. Mike Martin, Lehrstuhl für Gerontopsychologie und Gerontologie, Vorsitzender Zentrum für Gerontologie, Universität Zürich
- Dr. med. Florian Riese, Klinik für Alterspsychiatrie der Psychiatrischen Universitätsklinik und Abteilung für Psychiatrische Forschung, Universität Zürich
- Anton Schaller, Kommunikationsberater, Präsident Zürcher Senioren- und Rentnerverband (ZRV), Verwaltungsratspräsident Seniorweb AG
- Hans Rudolf Schönenberg, Schweizerischer Seniorenrat (SSR/CSA), Präsident Arbeitsgruppe Gesundheit; Vorstand Schweizerischer Verband für Seniorenfragen (SVS)
- Stefan Spring, Forschungsbeauftragter Schweizerischer Zentralverein für das Blindenwesen (SZB), Vorstand Fachgruppe Angewandte Gerontologie der SGG (FGAG)
- Prof. Dr. Martin Meyer, Neuroplastizitäts- und Lernforschung des gesunden Alterns, Universität Zürich (Moderation Podium)
- Hannelore Kempin, stv. Geschäftsführerin Vontobel-Stiftung
- Prof. Dr. Daniel Wyler, ehem. Prorektor Medizin und Naturwissenschaften, Universität Zürich
- Hans Rudolf Schelling, Geschäftsführer Zentrum für Gerontologie, Universität Zürich (Tagungsmoderation)
Organisation
Universität Zürich Zentrum für Gerontologie Sumatrastrasse 30 CH-8006 Zürich |
Tel. +41 (0)44 635 34 20 Fax +41 (0)44 635 34 21 E-Mail: tagung@zfg.uzh.ch |
Die Platzzahl ist beschränkt; Berücksichtigung nach Eingang der Anmeldungen.
Teilnahmegebühr:
Normal (Verdienende): CHF 80.–
Studierende, in Ausbildung, RentnerInnen: CHF 50.–
Tagungsort
Universität
Zürich Irchel,
Aula Y21-F-65, Theatersaal,
Winterthurerstrasse 190, 8057 Zürich
Ein rollstuhlgängiger Eingang befindet sich beim Taxistand (Stockwerk D), der direkt zum Lift mit Zugang zu Stockwerk F führt.
Im Theatersaal ist ein Treppenlift vorhanden.
Gebührenpflichtige Parkplätze sind in der Tiefgarage Irchel
verfügbar; wir empfehlen aber, die öffentlichen Verkehrsmittel zu
benutzen.
Anfahrt ab Hauptbahnhof Zürich:
- Tramlinie 14 Richtung Seebach bis Milchbuck
- Tramlinie 7 Richtung Stettbach bis Milchbuck
- Tramlinie 10 Richtung Flughafen bis Universität Irchel
Ab Bellevue:
- Tramlinie 9 Richtung Hirzenbach bis Universität Irchel
Unterstützung
Musikalische Umrahmung der Preisverleihung
durch hochbegabte junge Musiker/innen der durch Dr. Hans Vontobel
gegründeten Stiftung Lyra.
Der Vontobel-Preis der Universität Zürich für Alter(n)sforschung ist gestiftet von der Vontobel-Stiftung.

Titelbild: stylephotographs / 123RF Stock Photo